Auge und Alter - Praxisorganisation
Frau Meier, nehmen Sie bitte in Wartezimmer zwei Platz, die Nummer steht an der Tür. Klarer Hinweis, also warum steht Frau Meier immer noch an der Theke?
Senior*innen in der Augenarztpraxis benötigen etwas mehr Aufmerksamkeit, aber mit kleinen Änderungen kann der Ablauf auch für sie erleichtert und damit angenehmer werden.
Sprache
Die Sprechweise junger Menschen und die Hörfähigkeit von Senior*innen passen womöglich nicht zusammen. Eine deutliche Aussprache, bei der Endungen nicht verschluckt werden, kann man üben. Lauter zu sprechen ist oft gar nicht nötig, deutlicher reicht völlig aus. Und muss es doch laut sein, bitte beim Sprechen lächeln, dann kommt die Botschaft positiv rüber.
Von A nach B
Ehe eine lange Erklärung folgt, ist es oft einfacher und auch schneller, Senior*innen zu der entsprechenden Stelle zu begleiten.
Beschriftung der Räume
Graue Schrift auf Glas sieht schick aus. Zeigen Schrift und Unterlage einen großen Farbunterschied, ist die Information einfacher wahrzunehmen. Machen Sie die Probe aufs Exempel, drucken Sie die Beschriftung der Räume groß auf ein DIN-A-Blatt und befragen Sie Ihre Patient*innen dazu, was sie besser erkennen können und mit welcher Beschriftung sie sich wohler fühlen.
Markierungen
Treppen, besonders abwärts, erscheinen seheingeschränkten Menschen als einheitliche Fläche und verunsichern oder stellen eine Unfallgefahr dar. Einfach die Stufen mit farbigen Klebestreifen aus dem Fachhandel für Fußbodenbeläge versehen, schon helfen diese Kontraste bei der Orientierung und geben Sicherheit. Auch der Lichtschalter für das WC wird besser gefunden, wenn er sich von der Wand kontrastreich abhebt.
links: Darstellung Treppe als Fläche wahrnehmbar (Quelle: Kirsten Hüser-Nuß) – rechts: Treppe mit Kontraststreifen auf Stufe (Quelle: AMD-Netz)
Beim Unterschreiben helfen
Menschen mit Seheinschränkungen können oft feine Linien auf Formularen nicht mehr erkennen. Statt mit dem Finger hinzuzeigen, wo die Unterschrift stehen soll, eine Unterschriftenschablone anbieten. Patienten können einfach fühlen, wo sie ihre Unterschrift setzen sollen. Sie können sich die Schablonen ganz einfach selber herstellen, indem Sie aus dicker farbiger Pappe oder Moosgummi eine Aussparung zum Schreiben ausschneiden.
Terminzettel
Bunt, klein und mit Werbung bedruckt? Senioren freuen sich über klar gegliederte Zettel, mit einem Filzstift deutlich geschrieben, DIN A 6 ist ein seniorenfreundliches Format. Ein Edding 30 schreibt dick drückt aber nicht durch auf die Unterlage.
Ist es hell genug?
Eine gleichmäßige und blendfreie Beleuchtung ist für Ihre Patient*innen angenehm. Wo mehr Licht benötigt wird, z. B. an der Rezeption, kann man Lichtinseln schaffen.
Hindernisse aus dem Weg räumen
Einrichtungsgegenstände wie Stühle und Schirmständer sollten so platziert sein, dass seheingeschränkte Menschen nicht darüber stolpern. Halten Sie die Laufwege frei. Farbige Türen oder Türrahmen heben sich von den Wänden ab, sie strukturieren den Raum und erleichtern die Orientierung.
Noch ein Tipp
Okklusionsfolien reduzieren den Seheindruck. Bekleben Sie Ihre Brille und gehen einmal aufmerksam durch die Praxisräume. Vielleicht fallen Ihnen noch mehr Stellen auf, die mit wenig Aufwand seniorenfreundlicher gestaltet werden können.