Medikament gegen Katarakt: Positive Ergebnisse im Labor
Ein Team internationaler Wissenschaftler unter der Leitung von Prof. Barbara Pierscionek von der Anglia Ruskin University (ARU) hat Versuche mit einer Oxysterolverbindung durchgeführt. In Linsen von Mausmutanten konnte sie die optischen Eigenschaften verbessern.
Die Linse des Menschen besteht aus einer hochkonzentrierten Proteinlösung, die ihr ihre hohe Brechkraft verleiht. Trotz dieses hohen Eiweißgehalts muss die Linse jedoch klar und lichtdurchlässig bleiben. Aus diesem Grund liegen hier einzigartige Bedingungen vor: Die Linsenzellen verzichten komplett auf die komplexe, in allen anderen Körperzellen vorhandene Maschinerie zum Auf- und Abbau von Proteinen. Stattdessen werden die Linsenproteine nur ein einziges Mal in der Embryonalentwicklung angelegt. Damit sie ein Menschenleben lang funktionieren, müssen die Eiweiße permanent in gelöstem Zustand gehalten werden. Verklumpen sie, führt das zu einer Trübung der Linse – eine Katarakt ist die Folge.
Die beiden Schutzproteine (Chaperone) alpha-A- und alpha-B-Kristallin machen rund 30 Prozent der Proteine im menschlichen Auge aus und spielen für die Funktion der Linse eine wichtige Rolle. Sie sind die bekanntesten Vertreter der Klasse der kleinen Hitzeschockproteine, die andere Proteine davor bewahren, bei starker Hitze oder zellulärem Stress zu einem unbrauchbaren Knäuel zu verklumpen.
Eine neue Behandlungsmethode gegen die Eintrübung der Linse hat in Labortests positive Ergebnisse gezeigt. Sie lassen hoffen, dass Katarakt bald medikamentös statt operativ behandelt werden könnte, so eine Pressemeldung der Anglia Ruskin University (ARU) im britischen Cambridge. Die Studienergebnisse wurden in der von Fachzeitschrift Investigative Ophthalmology and Visual Science veröffentlicht.
Ein Team internationaler Wissenschaftler unter der Leitung von Prof. Barbara Pierscionek, untersuchte, wie sich Mutationen, die mit Katarakt in Verbindung stehen, auf den Gradientenbrechungsindex (GRIN) und die Trübung in Linsen von auswirken, und ob die Behandlung mit einer Oxysterolverbindung Auswirkungen auf die Optik der Linse hat. Das Ergebnis: In alpha-A- und alpha-B-Kristallin-Linsen von Mausmutanten konnte Oxysterol VP1-001 die optischen Eigenschaften verbessern.
In Laborversuchen zeigte die Behandlung mit der Oxysterolverbindung VP1-001 bei 61 % der Linsen eine Verbesserung der Brechungsindexprofile – ein wichtiger optischer Parameter, der für die Aufrechterhaltung einer hohen Fokussierungskapazität erforderlich ist. Dies bedeutet, dass die Proteinorganisation der Linse wiederhergestellt wird, was dazu führt, dass die Linse besser fokussieren kann. Dies wurde durch eine Verringerung der Linsentrübung in 46 % der Fälle unterstützt.
Prof. Pierscionek, die auch Mitglied des Forschungszentrums für Medizintechnik an der Anglia Ruskin University (ARU) ist, sagte: "Diese Studie hat die positiven Auswirkungen eines Wirkstoffs gezeigt, der als Mittel gegen Katarakt vorgeschlagen, aber noch nie an der Optik der Linse getestet wurde. Es handelt sich um die weltweit erste Studie dieser Art. Sie hat gezeigt, dass es einen bemerkenswerten Unterschied und eine Verbesserung der Optik zwischen Augen mit der gleichen Art von Katarakt gibt, die mit dem Wirkstoff behandelt wurden, und solchen, die nicht behandelt wurden.
"Die Verbesserungen traten nur bei einigen Katarakttypen auf, was darauf hindeutet, dass es sich um eine Behandlung für bestimmte Katarakte handeln könnte“, so Prof. Pierscionek. „Es scheint, dass bei der Entwicklung von Medikamenten gegen Katarakt möglicherweise zwischen verschiedenen Katarakttypen unterschieden werden muss. Dies ist ein bedeutender Schritt in Richtung einer medikamentösen statt einer chirurgischen Behandlung dieser extrem häufigen Erkrankung.“
Quelle: Anglia Ruskin University (ARU)
Weitere Informationen:
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