Wechseljahre: Hormonumstellung führt bei vielen Frauen zum „Trockenen Auge“
Die Wechseljahre mit ihrer Umstellung des Hormonhaushalts können sich vielfältig auswirken. Neben bekannten Folgen wie Schlafstörungen und Hitzewallungen betreffen die Auswirkungen oft auch die Augen: Zwei von drei Frauen haben in den Wechseljahren Probleme mit trockenen Augen. Prof. Dr. Gerd Geerling, Leiter des Ressorts Trockenes Auge im Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V., gibt Tipps, was zu tun ist.
Auf der Augenoberfläche bekommen Frauen während der Wechseljahre den Rückgang der Androgene und Östrogene zu spüren. Vor allem ein Androgenmangel führt zu einer nachlassenden Aktivität der Meibomdrüsen, führt Prof Geerling aus. Diese Drüsen sitzen in den Lidrändern und produzieren ein fetthaltiges Sekret, das wichtig für die Stabilität des Tränenfilms ist. Es bildet die oberste von drei Phasen des Tränenfilms und schützt den darunter liegenden wässrigen Anteil vor zu schneller Verdunstung. Wenn nicht genug Meibomdrüsen-Sekret zur Verfügung steht, verdunsten die Tränen rasch, der Tränenfilm deckt das Auge nicht mehr dauerhaft ab und die empfindliche Oberfläche wird gereizt.
Die Folge: das Auge brennt, es fühlt sich an, als wären Fremdkörper wie feine Sandkörnchen im Auge. Man wird lichtscheu und die Sehschärfe kann leiden. Die Schädigung der Hornhaut kann bis zu einer ernsten Entzündung führen.
Weitere Ursachen für das Trockene Auge
Dabei können noch weitere Ursachen an der Entstehung des Trockenen Auges beteiligt sein. So können Nebenwirkungen von Medikamenten, die in der zweiten Lebenshälfte häufig eingenommen werden, die Beschwerden verstärken. Dazu gehören beispielsweise Blutdrucksenker, Anti-Depressiva oder Chemotherapeutika. Auch eine Hormonersatztherapie kann dafür sorgen, dass die Augen sich trocken anfühlen. Zudem verbringen immer mehr Menschen immer mehr Zeit vor einem Bildschirm. Das beständige Starren auf Laptop, Tablet und Co. sorgt dafür, dass man seltener blinzelt und damit den Tränenfilm nicht mehr so gut auf dem Auge verteilt.
Individuell verschiedene Behandlung
Bei einer augenärztlichen Untersuchung lässt sich abklären, welche Ursachen beim Trockenen Auge individuell im Vordergrund stehen. Die Behandlung richtet sich dann nach den Ursachen und nach der Schwere der Erkrankung. Je nachdem, wie ausgeprägt die Beschwerden sind, helfen Tränenersatzmittel, die als Augentropfen, Sprays oder Gele zur Verfügung stehen. Sollte eine nachlassende Funktion der Meibom-Drüsen vorliegen, dann hilft eine regelmäßige sanfte Reinigung und Massage der Lidkanten: Die Anwendung warmer Auflagen trägt zunächst dazu bei, dass das Sekret flüssiger wird. Dann streicht man die Lider mit einem sauberen Wattestäbchen zur Lidkante hin sanft aus.
Weitere Empfehlungen, die sich allerdings nicht nur an Frauen in den Wechseljahren richten, sondern an alle Menschen, die unter trockenen Augen leiden: Gerade bei der Bildschirmarbeit sollte man bewusst häufig blinzeln, damit der Tränenfilm immer wieder gleichmäßig auf der Augenoberfläche verteilt wird. Man sollte auf eine ausreichende Trinkmenge achten und (auch) den Augen regelmäßig frische Luft gönnen.
In schweren Fällen führt das Trockene Auge zu einer ernsthaften Entzündung der Augenoberfläche, die aber auch wirksam mit Medikamenten behandelt werden kann.
„Frauen in den Wechseljahren sind häufig vom Trockenen Auge betroffen“, fasst Prof. Geerling zusammen. „Die Beschwerden können die Lebensqualität mitunter stark beeinträchtigen. Die Betroffenen sollten nicht zögern, sich in einer Augenarztpraxis untersuchen zu lassen. Hier lässt sich klären, ob genügend Tränenflüssigkeit gebildet wird, wie lange der Tränenfilm stabil ist und ob die Augenoberfläche entzündet ist. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen ergibt sich dann die individuell passende Therapie.“
Quelle: BVA