Tag der Optometrie: Gelungenes Finale der SICHT.KONTAKTE 2022
Der Tag der Optometrie bildete in diesem Jahr wieder einen Höhepunkt der SICHT.KONTAKTE. Die Internationale Vereinigung für Binokulares Sehen (IVBS), die Vereinigung deutscher Contactlinsen-Spezialisten und Optometristen (VDCO) und der Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen (ZVA) luden erstmals nach der Corona-Pandemie wieder live vom 7. bis 9. Oktober nach Osnabrück ein.
Die SICHT.KONTAKTE 2022 bot auch in diesem Jahr wieder eine Fülle an Workshops und Vorträgen auf höchstem Niveau. Nach der VDCO-Jahrestagung, dem IVBS-Praxistag, der ZVA-Obermeistertagung und zahlreichen Gelegenheiten zum Netzwerken und Kontakte knüpfen beendete der Tag der Optometrie am Sonntag offiziell die SICHT.KONTAKTE 2022. Die Referenten der unterschiedlichsten Fachrichtungen überzeugten das Publikum wie üblich mit spannenden Branchenthemen. Dieses Jahr lag hier der Fokus auf dem Myopie-Management sowie wissenschaftlichen als auch technischen Erkenntnissen und Entwicklungen zugunsten einer präziseren Diagnostik diverser Krankheitsbilder.
Myopie und die Relevanz von frühkindlichem Sehscreening
VDCO-Ehrenpräsident Stefan Lahme eröffnete den Tag mit seinem Vortrag „Vor der Myopie-Kontrolle: Was ist wichtig?“. Darin klärte er über Faktoren auf, die eine Myopie-Progression bedingen und die Anwendung einer Maßnahme beeinflussen. Eine besonders hohe Bedeutung schreibt der Experte dem Binokularsehen und dem Zusammenhang zwischen Akkommodation und Vergenz für die Myopie-Progression zu. Nicht zuletzt spielen neben den physischen Gegebenheiten psychologische Faktoren und das Verhalten des Kindes für die Deutung einer Myopie-Progression eine tragende Rolle. Erst die Betrachtung der Faktoren in ihrer Gesamtheit sollten den Entschluss für oder gegen diverse Maßnahmen beeinflussen, so der Experte.
Im Anschluss stellte Michael Hornig, Vize-Präsident der IVBS, mit Bernard Peuckert, Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der IVBS, die Ergebnisse ihres Projekts „Frühkindliches Sehscreening im Landkreis Gifhorn“ vor und betonten damit die Relevanz frühkindlicher Sehscreenings. Damit widmen sie sich dem Problem, dass Fehlsichtigkeiten im Rahmen der U-Untersuchungen meist unentdeckt bleiben, was die visuelle Entwicklung nachhaltig beeinträchtigt und ein häufiges Amblyopie-Risiko darstellt. Um einen Überblick über den jeweiligen visuellen Entwicklungsstatus und eine optimale Versorgungssituation sicherzustellen, wurden im Rahmen eines umfangreichen Screenings bis zum jetzigen Zeitpunkt bereits 4.000 Kita-Kinder untersucht; die Ergebnisse bestätigten einen großen Bedarf an qualifizierten Untersuchungen von Kindern im Vorschulalter. Die Experten resümierten für die Augenoptikbranche das Potenzial, Ansprechpartner für gutes Sehen für Eltern und Kinder zu werden, wodurch eine frühe Kundenbindung sowie hohe Kompetenzzuordnung ermöglicht wird. Prof. Dr. Konstantin Kotliar, Studiengangsleiter des B.Sc. Augenoptik und Optometrie an der Fachhochschule Aachen, stellte Anwendungsergebnisse der retinalen Gefäßanalyse bei früheren und fortgeschrittenen Stadien der Alzheimer-Erkrankung vor, die bei ihrer Diagnostik und Früherkennung eingesetzt werden können.
Die Zukunft der Optometrie
Im zweiten Veranstaltungsblock ging Dr. Timo Eppig der Frage auf die Spur, ob mit neuen technischen Ansätzen zur Akkommodation des presbyopen und pseudophaken Auges nun der „Heilige Gral“ der Ophthalmologie gefunden wurde. Georg Stollenwerk nahm im Anschluss die neue Begriffsnorm DIN 5340 genau unter die Lupe. Prof. Dr. Uwe Oberheide gab einen Überblick über aktuelle Einsatzmöglichkeiten sowie Beschränkungen der optischen Kohärenztomographie (OCT) und stellte eine Prognose für zukünftige Entwicklungen und Potenziale.
Optometrie hautnah
Ein Highlight erwartete die Zuhörer im letzten Veranstaltungsblock. Dr. Carolin Truckenbrod bot mit ihrem Vortrag einen detaillierten Einblick in die optometrische Praxis und erörterte anhand eines realitätstauglichen Falls, wie einige Erkrankungsrisiken korrekt eingeschätzt werden können und welche notwendigen Messungen sich daraufhin für die folgende optometrische Untersuchung ergeben. Unter anderem stellte sie eine Risikofaktorliste vor, anhand derer eine eventuelle Verkürzung des Untersuchungsintervalls für die Glaukomfrüherkennung festgestellt werden kann. Abschließend stellte Anna Bachmann Ergebnisse und Erkenntnisse aus ihrer Masterarbeit vor, welche die vollständige refraktive Korrektur mit weichen Kontaktlinsen in Bezug auf Sehschärfe, Stereopsis und visuelle Symptome bei anisometropen amblyopen Jugendlichen und Erwachsenen untersucht.