Makuläre Neovaskularisation: Neue große Studie des Moran Eye Center
Das US-amerikanische National Eye Institute vergibt 1,9 Millionen Dollar an Wissenschaftler des Moran Eye Center, um eine offene Frage zum Verlauf der AMD zu beantworten: Hat die makuläre Neovaskularisation Typ 1 eine schützende Wirkung auf die Sehfunktion? Geleitet wird die Studie von Prof. Dr. Monika Fleckenstein. Sie baut auf Forschungen von Fleckenstein und Prof. Dr. Steffen Schmitz-Valckenberg an der Universität Bonn auf.
Die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) ist durch eine progrediente Degeneration der Photorezeptoren und des retinalen Pigmentepithels (RPE) gekennzeichnet, die mit der Entwicklung einer makulären Neovaskularisation (MNV) einhergehen kann. Die MNV wird klinisch sichtbar, wenn diese neuen Gefäße exsudativ werden. Dieses exsudative Stadium der neovaskulären AMD kann durch VEGF-Inhibitoren behandelt werden. Ohne Behandlung führt die exsudative MNV typischerweise zu einer ausgedehnten Fibrose mit schwerem zentralen Sehverlust.
Interessanterweise gibt es immer mehr Belege dafür, dass die Degeneration der Photorezeptoren und des RPE in Augen mit nicht-exsudativer MNV Typ 1 im Sub-RPE-Raum verlangsamt wird. Der Nachweis einer direkten schützenden Wirkung dieses spezifischen MNV-Subtyps auf die Sehfunktion bei AMD steht jedoch noch aus.
„Diese Theorie geht viele Jahrzehnte zurück, als Pathologen eine neue Gefäßschicht in den Augen von AMD-Patienten entdeckten“, erklärt Fleckenstein. „Die Idee ist, dass das Auge eine Schicht neuer Blutgefäße als Rettungsmechanismus entwickelt, um die lichtempfindlichen Photorezeptorzellen mit Nährstoffen zu versorgen und sie so vor dem Absterben zu bewahren.“
Die Studie zielt darauf ab, den relativen Erhalt der Netzhautfunktion zusammen mit der erhaltenen Struktur in der unmittelbaren Umgebung der MNV Typ 1 nachzuweisen, während es im umgebenden Gewebe zu einem fortschreitenden Verlust der Sensitivität und zu Degeneration kommt. Dies soll durch die Anwendung von hochauflösenden In-vivo-Netzhautbildern in Kombination mit der Prüfung der Netzhautsensitivität durch fundusgesteuerte Perimetrie erreicht werden. Außerdem wird künstliche Intelligenz eingesetzt, um aus hochauflösenden Netzhautbildern Rückschlüsse auf die Netzhautfunktion zu ziehen. Ziel ist es, ein Minimum an klinischen Verfahren zu identifizieren, die noch eine Abschätzung der räumlich aufgelösten Netzhautsensitivität erlauben und die in zukünftige Studienprotokolle implementiert werden können.
Substanzielle Beweise für ein schützendes Potenzial von MNV Typ 1 würden die Ansicht unterstützen, dass die MNV-Entwicklung tatsächlich ein intrinsischer „Rettungsmechanismus“ ist. Das Projekt soll wesentliche Informationen zur Interpretation der derzeitigen Behandlungsansätze bei AMD liefern und würde auch eine Begründung für die kontrollierte MNV-Induktion als therapeutische Strategie zur Verhinderung des Sehkraftverlusts bei AMD liefern.
Im Rahmen der Studie werden 88 AMD-Patienten über drei Jahre hinweg beobachtet. Prof. Dr. Steffen Schmitz-Valckenberg, Direktor des Utah Retinal Reading Center, wird hochauflösende Netzhautbilder verwenden, um das Fortschreiten der Krankheit zu überwachen. Im Rahmen der Studie wird außerdem die Funktion der Photorezeptoren über den neuen Gefäßschichten und den umliegenden Bereichen untersucht.
„Die Hypothese ist, dass die Bereiche oberhalb dieser Schicht geschützt sind und ihre Funktion stabil bleibt oder sich im Laufe der Jahre nur relativ geringfügig verändert“, erklärt Schmitz-Valckenberg.
Wenn die Hypothese zutrifft, könnte sie zu neuen Behandlungsansätzen für AMD führen.
Die neue Studie baut auf grundlegenden Arbeiten von Fleckenstein und Schmitz-Valckenberg an der Universität Bonn auf. Eine Studie aus dem Jahr 2020, die nur anhand von Retinal Imaging durchgeführt wurde, stellte fest, dass stille choroidale Neovaskularisation die Netzhautzellen in der unmittelbaren Umgebung vor fortschreitender Atrophie schützen können.
Quellen/weitere Informationen:
Research Suggests Potential Change In Treatment Approaches For ‘Wet’ Amd