Silvester: Augenärzt*innen starten Petition für kommunales Feuerwerk

In den beiden Pandemiejahren hat das Verkaufsverbot für Feuerwerkskörper die Zahl der Augenverletzungen rund um den Jahreswechsel drastisch reduziert. Die „Arbeitsgruppe Sicheres Feuerwerk“ der DOG fordert deshalb, dass privates durch kommunales Feuerwerk ablöst wird.

© Pexels / Giorgio Paradisi
© Pexels / Giorgio Paradisi

Das Verkaufsverbot für Feuerwerkskörper hat sich in den beiden Pandemiejahren insgesamt als effektive Maßnahme erwiesen, die Gesamtzahl der Augenverletzungen zur Silvesterzeit um 86 Prozent in 2020/2021 und um 61 Prozent in 2021/2022 zu reduzieren. Damit ist gleichwohl im zweiten Pandemiejahr trotz Verkaufsverbot die Zahl der Unfälle wieder leicht angestiegen, wie die aktuelle Umfrage der „Arbeitsgruppe Sicheres Feuerwerk“ der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) zeigt. Die Zunahme ist vermutlich unter anderem auf die gelockerten Versammlungsbeschränkungen zurückzuführen. Für dieses Jahr, in dem Pyrotechnik wieder frei verkäuflich ist, erwartet die DOG einen neuerlichen Anstieg bei den Augenverletzungen. Die Arbeitsgruppe will deshalb eine Petition auf den Weg bringen, die privates durch kommunales Feuerwerk ablöst.

Seit Jahreswechsel 2016/2017 führt die DOG alljährlich zu Silvester eine Umfrage an notdienstleistenden deutschen Augenkliniken durch, um die Zahl der Augenverletzungen durch Feuerwerkskörper zu ermitteln. Insgesamt liegen für den Zeitraum von sechs Jahren Daten zu 2151 Patientinnen und Patienten mit Augenverletzungen durch Böller & Co vor, die jüngst publiziert worden sind.1 Auch zum Jahreswechsel 2022/2023 soll wieder eine Umfrage stattfinden.

 Wie die Sechsjahres-Ergebnisse nun im Rückblick zeigen, erlitten in den Jahren ohne Verkaufsverbot konstant jeweils etwa 500 Betroffene in den Silvestertagen Augenverletzungen durch Pyrotechnik. „Im ersten Pandemiejahr 2020/2021 mit Verkaufsverbot sank die Verletztenzahl auf 79, was einer Reduktion um 86 Prozent entspricht“, berichtet Arbeitsgruppenmitglied Dr. med. Ameli Gabel-Pfisterer. Im Folgejahr 2021/2022 stieg die Zahl der Verletzten trotz Verkaufsverbot wieder leicht auf 193 an, was immerhin noch einen Rückgang im Vergleich zu den Vorpandemie-Jahren von 62 Prozent darstellt. „Die Zunahme gegenüber 2020/2021 könnte mit der etwas häufigeren Nutzung nicht zugelassene Feuerwerksartikel zusammenhängen“, so Gabel-Pfisterer. „Denn das Verbot wurde im vergangenen Jahr früher angekündigt, sodass Zeit war, sich im Ausland einzudecken.“ 

Die erhobenen Daten lassen einen solchen Schluss zu. Während der Jahre 2020 bis 2022, in denen ein Verkaufsverbot für Feuerwerksartikel galt, stammte nach Aussage der Verletzten der ursächliche pyrotechnische Artikel bei 11 Prozent der Unfälle aus nicht offizieller Quelle – für die Jahre 2017 bis 2019 war dies nur bei 2 Prozent der Unfälle so angegeben worden. „Zudem waren die Verletzungen in den Pandemiejahren tendenziell schwerer, es gab relativ mehr stationäre Aufnahmen“, berichtet Arbeitsgruppenmitglied Professor Dr. med. Daniel Böhringer. „Neben der Nutzung nicht offizieller Pyrotechnik könnte dies auf einen Selektionseffekt besonders risikofreudiger privater Pyrotechniker zurückzuführen sein.“

Dennoch, so betont die AG Feuerwerk, wurde der größte Teil der Augenverletzungen auch während des Verkaufsverbots durch CE-zertifizierte Feuerwerksartikel hervorgerufen. „Die im Zusammenhang mit dem Verkaufsverbot befürchtete stärkere Verwendung von nicht offiziellem Feuerwerk führt zwar relativ zu etwas mehr schweren Verletzungen, ist mit Blick auf die absoluten Zahlen aber überschaubar“, erläutert Arbeitsgruppenmitglied Professor Dr. med. Hansjürgen Agostini. Es seien 10-mal mehr Schwerverletzte aus Unfällen mit offiziellen Feuerwerkskörpern festzustellen. „Das CE-Zeichen garantiert natürlich nur bei sachgerechtem Gebrauch ein gewisses Maß an Sicherheit“, stellt der Freiburger DOG-Experte klar. 

„Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass ein Verkaufsverbot von privatem Feuerwerk eine effektive Maßnahme ist, um die Gesamtzahl der Augenverletzungen zu reduzieren“, bilanziert Agostini. Auch die Versammlungsbeschränkungen, die mit dem Verkaufsverbot angeordnet waren, entfalteten Wirksamkeit. So sank der Anteil der verletzten Zuschauenden von rund 62 Prozent in den Vor-Pandemiejahren auf 47 Prozent in 2020 und 2021. 

Das sicherste Feuerwerk ist jedoch das professionelle. „In den 6 Jahren der Umfrage fand sich lediglich eine Patientin, die während einer öffentlichen Feuerwerksshow als Zuschauerin leicht verletzt worden war“, berichtet Agostini. Der Augenexperte startet daher eine Bundestags-Petition, die privates durch kommunales Feuerwerk ablösen will. „Ausgebildete Feuerwerker, etwa aus den Reihen der Feuerwehr, sollen ein gemeinsam erlebtes, sicheres Feuerwerk höchster Qualität zünden“, so der DOG-Experte.

Die Petition befindet sich in der Prüfung und wird nach Veröffentlichung auf die Webseite der DOG gestellt:
dog.org/augenverletzungen-durch-feuerwerkskoerper 

Literatur:
Pandemiebedingtes Verkaufsverbot von Feuerwerkskörpern in Deutschland führt zu einer deutlichen Abnahme der Augenverletzungen

Quelle: DOG