„Wir möchten bewusst an die Zeit vor der Pandemie anknüpfen“ – Ein Interview mit Tagungspräsident Prof. Marcus Blum zum 37. Kongress der DGII
Zu Jahresbeginn bietet der Kongress der DGII das erste Forum, auf dem wissenschaftlich fundiert die neuesten Forschungsergebnisse und Trends in der Katarakt- und refraktiven Chirurgie vorgestellt und diskutiert werden. EYEFOX hat mit Tagungspräsident Prof. Dr. Marcus Blum über die 37. Ausgabe der DGII, die vom 2. bis 4. März in der Klassikerstadt Weimar stattfindet, gesprochen.
Was erwartet die Besucher der DGII in Weimar?
Das Tagungsprogramm bietet ein breit gefächertes Spektrum zu den verschiedenen Teilaspekten der Katarakt-Chirurgie: von der Biometrie über Sitzungen zu multifokalen und torischen IOL, chromatischen Aberrationen bis zur postoperativen Nachsorge. Bei der refraktiven Hornhautchirurgie füllt das Problem der kornealen Ektasie eine komplette Sitzung und zu der mittlerweile etablierten Extraktion von Lentikeln aus der Hornhaut werden namhafte Referenten über den neusten Stand berichten.
Warum sollten vor allem junge Katarakt- und refraktive Chirurgen und Chiruginnen die DGII nicht verpassen?
Der Vorstand der Gesellschaft legt besonderen Wert auf die Integration von neuen, jüngeren Mitgliedern. Wie in den vergangenen Jahren wird es in den Sitzungen mit mehreren freien Vorträgen jeweils wieder einen Preis für den besten Vortrag geben. Eine Gruppe von jungen, motivierten Mitgliedern wird sich unter dem Motto „Young DGII“ erstmals treffen, und diese Gruppe soll auch einen Platz im Vorstand der DGII finden.
Welche Angebote gibt es für das Assistenzpersonal?
Das Angebot von Kursen und Wet-Labs wendet sich nicht nur an Weiterbildungsassistenten und Fachärzte, sondern auch an die OP-Pflege. Für Arzthelferinnen und Pflegepersonal wird am Samstag eine Fortbildung angeboten, die sowohl theoretische Aspekte als auch praktische Notfallmedizin-Übungen enthält.
Was sind die besonderen Highlights des Vortragsprogramms?
Ein Höhepunkt wird die Eröffnungssitzung am Freitag sein. Der Präsident der Gesellschaft, Herr Ch. Wirbelauer, wird eine Reihe von Preisen und Auszeichnungen verleihen und wir erwarten die neusten Ergebnisse der DGII-Umfrage, einen spannenden Einblick zu den Ärzte-Listen von Focus und Stern sowie einen historischen Rückblick von Ronald Gerste auf die Weimarer Republik. Ein weiterer Höhepunkt wird die englischsprachige Sitzung „Internationale Ophthalmologie“ am Samstag mit einer Reihe von international renommierten Gastreferenten aus England, Frankreich und Polen werden.
Wie präsentiert sich die Industrie in der Weimarhalle?
Wir knüpfen an die Zeit vor der Pandemie an: Der Industrie steht der große Saal der Weimarhalle für eine „klassische“ Industrieausstellung (hoffentlich!) ohne jegliche Beschränkungen zur Verfügung. Ohne den herausragenden Einsatz der Firmen wären derartige Kongresse nicht durchführbar.
"Klassische Augenheilkunde" lautet das Hauptthema des Kongresses. Wie bildet es sich im Programm ab?
Mit dem Motto „Klassische Augenheilkunde“ soll nicht nur dem Kongressort Weimar Rechnung getragen werden, sondern die Gesellschaft möchte bewusst an die Zeit vor der Pandemie anknüpfen. Wir haben uns im Vorstand bemüht den Kongressteilnehmern ein „klassisches“ Weiterbildungsprogramm mit praxisrelevanten Kursen, Übersichtsreferaten und freien Vorträgen zusammenzustellen.
Welche Innovationen werden auf der diesjährigen DGII im Mittelpunkt der Vorträge und Diskussionen stehen?
Neben den bereits oben genannten Themen wird es auch wieder eine Sitzung mit den „Highlights der Industrie“ geben.
Bei Katarakt-Operationen entscheiden sich geschätzt 95 Prozent der Patienten für eine monofokale Standard-IOL statt für eine Presbyopie-korrigierende Premium-IOL. Weshalb ist die Dominanz der Standardlinsen noch immer so groß?
Hier in Thüringen spielt der Punkt der finanziellen Zuzahlung durch den Patienten sicher immer noch eine Rolle. Weiterhin erscheint mir der Informationsstand über die mittlerweile erreichte Leistungsfähigkeit der Premium-IOL nicht immer aktuell zu sein. Diesen zu verbessern und dann individuell das bestmögliche Modell anzupassen, ist vor allem eins: zeitaufwändig!
Die Frage, welche Sehbereiche für sie persönlich besonders wichtig sind, ist für manche Patienten gar nicht so leicht zu beantworten. Wie kann man die individuellen Sehbedürfnisse der Patienten am besten möglichst objektiv ermitteln?
Bei Immobilien sagt man (mit Augenzwinkern) es gäbe immer drei Kriterien: die Lage, die Lage und die Lage! Bei den individuellen Bedürfnissen von Patienten ist es ähnlich – es gibt drei wichtige Kriterien: die Anamnese, die Anamnese und die Anamnese.
Die Auswahl an Premium- und Sonderlinsen wird immer größer, der Markt immer unübersichtlicher. Wie bleibt man bei diesem Thema am besten up to date?
Die beste Lösung: werden Sie Mitglied der DGII, besuchen Sie den Kongress der DGII in Weimar, nutzen Sie das große Kursangebot, gehen Sie zur Industrieausstellung und in die Sitzungen – es gibt in Deutschland kein „kompakteres“ Angebot zu diesem Thema.
Pandemiebedingt klagen viele Wirtschaftszweige über Lieferengpässe. Zugleich hört man immer öfter von Lieferschwierigkeiten bei Medikamenten. Inwieweit sind davon auch die auch operativen Augenärzte betroffen?
Natürlich trifft das auch die operativ tätigen Augenärzte – es ist nicht zu erwarten, dass ein Fachgebiet ausgeklammert bleiben würde. Die Situation ist aber starken Schwankungen unterworfen und verändert sich von Monat zu Monat. Auch hier kann ich nur dazu raten: besuchen Sie die Industrieausstellung – hier sind alle Firmen vertreten und genau diese Probleme können direkt vor Ort im persönlichen Gespräch geklärt werden.
Welche Innovation(en) auf dem Gebiet der Ophthalmochirurgie finden Sie persönlich am spannendsten?
Aufgrund meiner eigenen Beteiligung an Studien zum fs-Laser finde ich die Möglichkeiten der Lentikel-Extraktion und die nunmehr stattfindende Diskussion um die Lentikel-Transplantation („corneal shaping“) als besonders spannend.