„Aktuellste Möglichkeiten bei Diagnostik und Therapie“ – Ein Interview zur 23. AAD mit dem BVA-Vorsitzenden Dr. Peter Heinz

Vom 15. bis 18. März trifft sich die ophthalmologische Community wieder in Düsseldorf – zur 23. Ausgabe der AAD. Ein Interview mit dem BVA-Vorsitzenden Dr. Peter Heinz über die Vorteile von Präsenzveranstaltungen, berufspolitische Fragen, Verbesserungen der Rahmenbedingungen für Augenärzte und den Fachkräftemangel in der Ophthalmologie.

BVA/EYEFOX
BVA/EYEFOX

Warum findet die AAD nach der Hybrid-Ausgabe 2022 dieses Jahr wieder als reine Präsenzveranstaltung statt – ohne die Möglichkeit der digitalen Teilnahme?

Der AAD-Kongress lebt von der kollegialen Interaktion und dem persönlichen Treffen der Kolleginnen und Kollegen. Dies ist online nur sehr schwer möglich und auch in der hybriden Form kommt dieses Element viel zu kurz. Es ist außerdem auch für unsere Referenten/innen unbefriedigend, wenn nur ein „kleines Häuflein“ im Saal sitzt und man ansonsten ins „off“ agiert. Darunter leidet dann die Atmosphäre für alle Beteiligten.  Zudem gilt: Wer nicht wirklich präsent vor Ort ist besucht natürlich auch keine Industrieausstellung und dann fehlt es auch dort an entsprechendem „Leben“. Also unsere Partner von der Industrie waren mit dem Besuch der Industrieausstellung im Rahmen des hybriden Formats nicht wirklich glücklich und ich möchte mich an dieser Stelle auch noch einmal ausdrücklich bei unseren Industriepartnern bedanken, dass sie sich trotz des zu erwartenden Szenarios im vergangenen Jahr engagiert hatten. Was natürlich auch eine Rolle gespielt hat, waren die Kosten, die bei einem hybriden Kongress ins astronomische steigen und nicht durch eine moderate Erhöhung der Teilnahmegebühren ausgeglichen werden können und wenn die Preise eine gewisse Schwelle überschreiten stellt das ebenfalls keine Motivationssteigerung zur Teilnahme dar. Deshalb gab es zu einer Präsenzveranstaltung eigentlich keine wirkliche Alternative mehr.

Warum sollte die ophthalmologische Community dieses Jahr unbedingt nach Düsseldorf kommen?

Weil es eine schöne Gelegenheit ist, viele Kolleginnen und Kollegen endlich wieder persönlich zu treffen. Außerdem glaube ich, dass es uns als Programmkommission gelungen ist, ein interessantes Programm zusammenzustellen, bei dem für alle etwas dabei ist. Solche Kongresse dienen auch dazu, den kollegialen Zusammenhalt zu verbessern. Außerdem besteht die Möglichkeit, sich auf der umfangreichen Industrieausstellung über die aktuellsten Möglichkeiten bei Diagnostik und Therapie zu informieren. 

Welche Veranstaltungen sollten die Besucherinnen und Besucher, die sich für das Themengebiet Retina interessieren, auf keinen Fall verpassen?

Es ist angesichts des umfangreichen Programms schwierig einzelne Veranstaltungen herauszuheben, da es immer auch vom Besucher abhängt, wo man diesmal seinen Schwerpunkt setzen möchte. Natürlich befassen sich viele Kurse mit den modernen bildgebenden Verfahren, während andere die Grundlagen oder auch ganz spezielle retinale Erkrankungen inklusive der diagnostischen und therapeutischen Verfahren darlegen. 

Und zum Thema Glaukom?

Da gilt eigentlich genau dasselbe. Es hängt vom persönlichen Bedürfnis und Fokus ab welche Kurse in diesem Jahr besonders interessant sind.

Welche Angebote gibt es auf der AAD für junge Ophthalmologinnen und Ophthalmologen?

Hier sind insbesondere die Grundlagenkurse aber auch die Dry- bzw. Wetlabs hervorzuheben. Auch Kurse, die sich mit Themen befassen, die während der Weiterbildung eventuell immer etwas zu kurz kommen, können äußerst interessant sein.

Wie ist die Industrie dieses Jahr im Congress Center Düsseldorf vertreten?

Die Industrie ist wie in den Jahren davor natürlich im Rahmen der Industrieausstellung, die das Vor-Pandemie-Niveau locker erreicht hat (zahlenmäßig sogar überschritten) und es finden natürlich auch wieder eine ganze Reihe von Industriesymposien statt. Insgesamt ist das große Engagement der Industrie auch immer ein Zeichen für die immer weiter stattfindenden Innovationen im Bereich der Augenheilkunde.

Zu den AAD-Veranstaltungen zählt auch ein Berufspolitisches Seminar des BVA zur Gesundheitspolitik, das Sie gemeinsam mit Bernhard Bambas leiten. Welche Fragen werden hier diskutiert?

Die Hauptthemen des berufspolitischen Seminars stellen natürlich die Auswirkungen des Wegfalls der Neupatientenregelung mit ihrer Teilkompensation über den TSS-Akut- und den Hausarztvermittlungsfalls sowie auch die aktuellen Entwicklungen was das ambulante Operieren betrifft, also den AOP-Katalog, den Anhang des EBM und die §§ 115e und 115f des SGBV V. Alle diese Entwicklungen sind für die Augenheilkunde, insbesondere unsere Augenkliniken, fatal und leider mit Honorareinbußen für alle Augenärztinnen und -ärzte verknüpft, insbesondere wurden die Honorare für unsere Lasereingriffe reduziert. Auch die Überlegungen zur Klinikreform sind mit vielen Unwägbarkeiten für unsere nicht-universitären stationären Einrichtungen verbunden. Die GOÄ liegt leider beim Bundesgesundheitsminister „auf Eis“ und er weigert sich, sich damit zu befassen. Darüber werden wir informieren müssen.

Was wünscht sich der BVA von der Politik, um die Rahmenbedingungen für Augenärzte zu verbessern?

Einerseits müssen unsere Leistungen, die wir erbringen, endlich wertgeschätzt werden und es muss endlich Schluss sein mit der Budgetierung was die Honorierung unserer Leistungen angeht. Beim Thema Digitalisierung ist ein Neustart erforderlich und es dürfen nur Anwendungen eingeführt werden, die wirklich funktionieren und unsere Arbeit effizienter und sicherer machen. Dann nutzt sie uns und unseren Patienten und Sanktionen sind nicht erforderlich. Die Bedarfsplanung  – gerade in ländlichen Regionen – muss flexibilisiert werden und es muss endlich ein Bürokratieabbau in die Wege geleitet werden, der diese Bezeichnung auch verdient. Nicht zuletzt müssen die Spielregeln was die investorenbetriebenen MVZs angeht überarbeitet werden, um die Dauerbevorzugung dieser Konstrukte zu beseitigen.

Und von den Krankenkassen?

Die Krankenkassen – insbesondere auf Bundesebene – müssen sich wieder vom Feind zum Partner der Ärzteschaft wandeln. Die Aktionen des GKV-Spitzenverbandes sind in den vergangenen Jahren zunehmend unerträglich geworden.

Das Thema Fachkräftemangel ist derzeit allgegenwärtig. Wie sieht es damit in Bezug auf die Ophthalmologie aus?

Natürlich ist dies auch in der Ophthalmologie ein absolut drängendes Problem, welches in den vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat. Hierbei ist auch die Verweigerung eines staatlichen Corona-Bonus für unsere MFAs ein Zeichen für die Geringschätzung dieser Berufsgruppe seitens der Politik und wirkt sich sicherlich nicht motivationsfördernd für das Ergreifen eines solchen Berufs aus. Der BVA ist ja hierbei einerseits mit seinem umfangreichen AAP-Programm seit Jahren aktiv. Außerdem wird der BVA in Kürze ein Quereinsteiger-Seminar anbieten, um auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die aus anderen Berufen stammen und in unseren Praxen arbeiten, für die Arbeit in der Augenheilkunde fit zu machen.

Wenn Sie ein Medizinstudent fragt, warum er oder sie sich für das Fachgebiet Ophthalmologie entscheiden solle, was würden Sie antworten?  

Die Augenheilkunde ist das schönste Fach der Medizin. Wir sind ein extrem innovatives und erfolgreiches Fach und kümmern uns mit riesigem Erfolg um den wichtigsten Sinn des Menschen. Außerdem geht uns – trotz aller Widrigkeiten – die Arbeit in den kommenden Jahrzehnten nicht aus. Etwas Krisenfesteres wird man kaum finden.

23. Augenärztliche Akademie Deutschland AAD
CCD Congress Center Düsseldorf
15. bis 18. März 2023