„Man hielt uns für verhext“
Zum Welt-Albinismus-Tag fordert die Christoffel-Blindenmission (CBM) mehr Unterstützung für Betroffene.
Menschen mit Albinismus werden in einigen Regionen Afrikas verfolgt und sogar getötet. Grund ist der weitverbreitete Aberglaube, dass ihre Körperteile Glück oder Reichtum bringen. Als „weiße Schwarze“ leben sie oft gefährlich. Zum Welttag des Albinismus am 13. Juni macht die CBM auf die Situation dieser Menschen aufmerksam. Die Organisationen für inklusive Entwicklungszusammenarbeit leistet Aufklärung vor Ort und sorgt dafür, dass die Betroffenen vor Sonne und häufig auftretenden Augenproblemen geschützt werden.
Japhet José Simawonda aus der Demokratischen Republik Kongo fällt auf in seinem Land: Mit seiner hellen Haut und dem weißblonden Haar unterscheidet sich der 33-jährige Krankenpfleger deutlich von den anderen. Er ist das Kind schwarzer Eltern, doch seine Haut ist weiß. Japhet hat Albinismus.
Fast immer geht die Erkrankung mit Sehschwäche, Sonnenempfindlichkeit und Hautkrebsrisiko einher. In manchen Regionen Afrikas müssen Menschen mit Albinismus sogar um ihr Leben fürchten. Grund dafür ist der Irrglaube, dass die weißen Körperteile Glück und Reichtum bringen. „Noch immer werden Menschen mit Albinismus in einigen Regionen dieser Welt verfolgt und ausgegrenzt“, erklärt CBM-Vorstand Dr. Rainer Brockhaus. „In unseren Projekten setzen wir uns daher dafür ein, diese Menschen besser vor Gewalt zu schützen. Wir leisten Aufklärung und wir sorgen dafür, dass sie gleiche Chancen haben, dass sie zur Schule gehen können und notwendige medizinische Hilfe erhalten.“
Als Kind wurde er oft gehänselt
Wegen der fehlenden Pigmente müssen bei Menschen mit Albinismus vor allem Augenprobleme behandelt werden. Doch in der Demokratischen Republik Kongo herrscht großer Mangel an augenmedizinischem Fachpersonal. In der Hauptstadt Kinshasa fördert die CBM daher ein Trainingszentrum, in dem Augenkrankenpflegerinnen und -pfleger ausgebildet werden. Japhet ist einer von derzeit 56 Stipendiaten. Die Zusatzausbildung macht der Krankenpfleger vor allem auch deshalb, weil er anderen Menschen mit Albinismus helfen will. Deren Probleme kennt er aus eigener Erfahrung allzu gut. Er selbst hat eine ausgeprägte Sehschwäche. Und an einem strahlenden Sonnentag kann er kaum Umrisse erkennen, weil das grelle Licht in seinen Augen schmerzt. Um diese zu schützen, trägt er eine spezielle Brille. Auch Japhets Haut ist sehr sensibel. Tagsüber kann er meist nur mit langärmeliger Kleidung und mit Sonnenschutz nach draußen. Schon als Kind kämpfte er nicht nur gegen Sonnenempfindlichkeit und Sehschwäche, sondern auch gegen den Spott seiner Mitmenschen. Japhet und seine Geschwister wurden häufig gehänselt. Sechs von sieben Kindern in seiner Familie haben Albinismus: „Manche Leute haben die Flucht ergriffen, sobald sie uns sahen“, erinnert sich Japhet. „Man hielt uns für verhext“, erzählt er. Seine Eltern haben oft geweint. So sind er und seine Geschwister aufgewachsen. Eine Situation, die ihn oft frustriert hat.
Heute ist er stolz, so zu sein, wie er ist
Inzwischen hat sich einiges verändert. „Heute haben viele verstanden, dass all das, was über uns gesagt wurde, Irrglaube ist“, erzählt er. „Denn wir sind nicht verhext, sondern Menschen, die ein Recht darauf haben, so zu leben, wie alle anderen auch.“ Japhet hat heute selbst zwei Kinder. Beide sind ohne Albinismus zur Welt gekommen. Seine vierjährige Tochter fragt ihn oft, warum er keine schwarze Haut habe, so wie sie: „Sie glaubt, dass ich mich weiß schminke“, erzählt er lachend. „Dann sage ich ihr, dass ich so hell bin, weil ich Albinismus habe“, erklärt er. „Denn heute bin ich stolz darauf, so zu sein, wie ich bin.“