Wenn Mückenbisse blind machen: CBM bekämpft Flussblindheit
Mücken können ernsthafte Krankheiten übertragen – zum Beispiel die Flussblindheit, eine der vernachlässigten Tropenkrankheiten. Begünstigt werden diese Krankheiten durch Armut. Um Flussblindheit zu bekämpfen, verteilt die Christoffel-Blindenmission (CBM) Medikamente – zum Beispiel in der Demokratischen Republik Kongo.
Onchozerkose, umgangssprachlich Flussblindheit genannt, ist eine durch Bisse der Kriebelmücke übertragene Infektionskrankheit. Sie gehört zu den sogenannten „Big Five“ der insgesamt 20 vernachlässigten Tropenkrankheiten (NTD). Die Kriebelmücke dient als Zwischenwirt des eigentlichen Erregers, der Fadenwurmart Onchocerca volvulus. Lebensraum der Mücke sind vor allem Ufergebiete schnell fließender Flüsse. Da als eine Krankheitsfolge unheilbare Blindheit droht, wird die Erkrankung auch als Flussblindheit bezeichnet.
Sklerosierende Keratitis
Am stärksten gefährdet sind afrikanische Staaten südlich der Sahara, einige Länder Südamerikas sowie der Jemen. Ist der Erreger in den Körper eingedrungen, produziert er zahlreiche Larven, die sich im Bindegewebe ablagern und durch den ganzen Körper wandern. Das früheste Zeichen einer Augenbeteiligung ist eine Konjunktivitis mit Photophobie. Durch die sterbenden Larven kann eine akute Entzündungsreaktion mit punktförmiger Keratitis entstehen. Bei 1–5 % der Infizierten kommt es zu einer sklerosierenden Keratitis – die Hauptursache für die Erblindung.
Dabei ist Onchozerkose gut zu behandeln. Bereits eine Dosis des Medikaments Mectizan pro Jahr reicht aus, um eine Erblindung zu vermeiden. Doch die Krankheit trifft fast immer arme Menschen in abgelegenen, tropischen Regionen. Hilfe kommt hier nur schwer an. Das weiß auch CBM-Mitarbeiter Tobias Pflanz. Er war selbst vor kurzem bei einem Hilfseinsatz in der Demokratischen Republik Kongo dabei: „Das nächste größere Krankenhaus ist meist sehr weit entfernt“, so Pflanz. „Die Menschen sind dann bis zu zwei Tagen mit dem Fahrrad unterwegs, um Hilfe zu finden.“
Flüsse durchwatet, Brücken repariert
Tobias Pflanz hat sich gemeinsam mit dem lokalen CBM-Partner vor Ort auf eine abenteuerliche Reise gemacht, um Medizin an die Menschen in den betroffenen Regionen zu verteilen. Mehrmals mussten er und sein Team den Geländewagen aus dem Schlamm ziehen, Brücken reparieren und trübes Gewässer durchwaten.
Nach zweieinhalb Tagen war das Ziel an der Grenze zur Zentralafrikanischen Republik endlich erreicht: Tobias Pflanz hat hier Menschen getroffen, die bereits an Flussblindheit erblindet sind. So wie der 42-jährige Fischer Wushidi: „Der Mann hat zehn Kinder“, berichtet Pflanz. „Sieben von ihnen hat er nie gesehen, weil er bereits vor ihrer Geburt erblindet ist.“ Für den Fischer und seine Familie hat das schwerwiegende Folgen. Wushidis Frau arbeitet heute allein auf dem Feld, um die Familie über die Runden zu bringen. Wushidis neunjähriger Sohn kümmert sich um den blinden Vater. „Der Junge sollte eigentlich zur Schule gehen, kann es aber oft nicht, wenn der Vater ihn besonders braucht“, erzählt Tobias Pflanz.
Flussblindheit stoppen
Wushidi selbst konnte Mectizan nicht mehr helfen. So wie er haben 1,15 Millionen Menschen durch Flussblindheit einen Sehverlust erlitten oder sind erblindet. Wushidis Kinder haben die Chance vom Schicksal ihres Vaters verschont zu bleiben – vorausgesetzt sie erhalten einmal im Jahr das Medikament. Würden alle Menschen in den gefährdeten Gebieten Mectizan erhalten, ließe sich Flussblindheit sogar ganz stoppen. Seit mehr als 30 Jahren kämpft die CBM in den betroffenen Regionen gegen Krankheiten wie die Flussblindheit, damit niemand mehr wie Wushidi wegen einer Mücke erblinden muss.
Weitere Infos und Helfen unter: cbm.de/flussblindheit und cbm.de/hilfegegenflussblindheit