OCTs der Retina und Choroidea geben Aufschluss über die Nierengesundheit
Augenscans liefern wichtige Hinweise auf die Nierengesundheit. Das könnte, so Forscher der University of Edinburgh, dabei helfen, das Monitoring von Nierenerkrankungen zu revolutionieren, die im Frühstadium oft ohne Symptome verlaufen.
Damit stellte die retinale OTC einen potenziellen, nicht-invasiven Biomarker dar, so die Forschenden in ihrer in Nature Communications publizierten Studie. Die aktuellen Screenings erkennen die Erkrankungen erst dann, wenn die Hälfte der Nierenfunktion verloren gegangen ist.
Das Auge ist der einzige Teil des Körpers, an dem die mikrovaskuläre Zirkulation beobachtet werden kann – und diese ist bei Nierenerkrankungen häufig beeinträchtigt. Niere und Auge besitzen zudem strukturelle und funktionelle Ähnlichkeiten, sodass Krankheiten in beiden Organen auf ähnliche Weise und über gemeinsame Mechanismen auftreten können. So enthalten beispielsweise die Bruch'sche Membran im Auge und die glomeruläre Basalmembran (GBM) im Nierengewebe ein Netzwerk aus Kollagenketten vom Typ IV. Daher manifestieren sich hereditäre Typ-IV-Kollagen-Erkrankungen (Alport-Syndrom) mit gleichzeitiger Nephropathie und Retinopathie.
Dünnere Netzhäute
Das Team untersuchte in mehreren prospektiven Studien, inwiefern sich OCT-Aufnahmen der Retina und Choroidea zur Früherkennung und Monitoring von chronischen Nierenerkrankungen (CKD) eigenen. An den Studien nahmen 204 Patienten in verschiedenen Erkrankungsstadien, einschließlich Transplantationspatienten, sowie 86 gesunde Freiwillige teil.
Die Forschenden fanden heraus, dass bei CKD-Patienten und bei Patienten mit einer Nierentransplantation im Vergleich zu gesunden Freiwilligen eine ähnliche Ausdünnung der Retina und ein verringertes Makulavolumen vorlagen. Die Studie zeigte auch, dass die Ausdünnung der Netzhaut mit abnehmender Nierenfunktion zunahm.
Bei CKD-Patienten wurde außerdem eine Ausdünnung der Aderhaut beobachtet. Bei Patienten mit einer Nierentransplantation wurde dagegen keine Choroidea-Ausdünnung festgestellt. Ihre Aderhaut glich der gesunder Studienteilnehmern.
Diese Veränderungen kehrten sich um, wenn die Nierenfunktion nach einer erfolgreichen Transplantation wiederhergestellt war. Bei Patienten mit der schwersten Form der Erkrankung, die eine Nierentransplantation erhielten, kam es nach dem Eingriff zu einer raschen Verdickung der Netzhaut.
Nach einer Nierentransplantation nahm bei den Organempfängern die Aderhautdicke rasch zu (etwa 10 %) und blieb über ein Jahr erhalten, während bei den Spendern in den zwölf Monaten nach der Nierenspende eine allmähliche Aderhautausdünnung zu beobachten war.
Frühzeitige Diagnose
„Wir hoffen, dass diese Forschungen, dazu beitragen wird, mehr Menschen mit Nierenerkrankungen in einem frühen Stadium zu identifizieren - und damit die Möglichkeit bietet, Behandlungen einzuleiten, bevor die Krankheit fortschreitet“, so Dr. Neeraj Dhaun, Professor für Nephrologie am Centre for Cardiovascular Science der University of Edinburgh. „Sie bietet auch Potenzial für neue klinische Studien und die Entwicklung von Medikamenten für eine chronische Krankheit, die sich bisher als äußerst schwierig zu behandeln erwiesen hat.“
Künftige Entwicklungen
Die Technologie, die von der Bildgebungsplattform von Heidelberg Engineering unterstützt wird, könnte auch die Entwicklung neuer Medikamente unterstützen, so das Forscherteam.
Dazu könnten Veränderungen in der Netzhaut gemessen werden, die Aufschluss darüber geben, ob und wie die Niere auf potenzielle neue Behandlungen anspricht.
Die Forscher sagen, dass weitere Studien – einschließlich längerfristiger klinischer Studien an größeren Patientengruppen – erforderlich sind, bevor die Technologie routinemäßig eingesetzt werden kann.
Quellen: University of Edinburgh / Ärztezeitung