Weltflüchtlingstag am 20. Juni 2024: Vergessene Schicksale im Fokus
Zum Weltflüchtlingstag rückt die Christoffel-Blindenmission (CBM) das Schicksal von Binnenvertriebenen in den Blickpunkt. Esther aus Kamerun ist eine von ihnen. Als die Schüsse fielen und ihr Haus in Flammen aufging, musste sie fliehen. Sie erblindete auf der Flucht. Ihre bewegende Geschichte zeigt, wie wichtig Hilfe für Vertriebene ist. Deshalb appelliert die CBM an die Bundesregierung, die Kürzungen in der Entwicklungszusammenarbeit und der Nothilfe zu überdenken.
120 Millionen von Menschen sind weltweit aufgrund von Kriegen und Konflikten gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Ein trauriger Rekord. Es ist daher der falsche Zeitpunkt, die Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit und Nothilfe so drastisch zu kürzen, wie die Regierung es plant, so der Appell der CBM.
Allein 63,3 Millionen dieser Menschen weltweit bleiben im eigenen Land. Sie stehen selten im öffentlichen Fokus, genau wie das zentralafrikanische Land Kamerun. Und doch mussten in Kamerun allein im letzten Jahr 167.000 Menschen aus ihren Häusern fliehen und alles zurücklassen. Das sind mehr Menschen als im hessischen Darmstadt oder bayrischen Regensburg leben. Insgesamt leben mehr als eine Million Menschen als Binnenvertriebene in Lagern oder in ihnen fremden Regionen. Mindestens 160.000 von ihnen haben Behinderungen.
Menschen mit Behinderungen besonders gefährdet
Gerade in Notsituationen brauchen Menschen mit Behinderungen besondere Unterstützung: Wird im Krieg ein Straßenzug zerstört, hat ein blinder Mensch keine Chance, sich in seiner gerade noch vertrauten Umgebung zurechtzufinden.
Esther aus Kamerun kennt das. „Wir lebten in Angst und sahen viele Menschen sterben“, berichtete die 60-Jährige. „Dann zündeten sie unser Haus an und wir mussten mit nichts als unseren Kleidern am Leib fliehen.“ Schließlich, nach langen Strapazen, erreichte sie mit ihrer Tochter und dem Enkel ein Dorf am Fuße des Kamerunberges. Auf der Flucht verlor Esther aufgrund einer Katarakt nach und nach ihr Augenlicht und war ständig auf die Hilfe ihres dreijährigen Enkels Marc Jerry angewiesen. Ihre Tochter Lilian versuchte, die Familie mit dem Verkauf von selbstgemachten Fischpasteten über Wasser zu halten.
Hilfe durch CBM-geförderte Projekte
In Esthers Dorf arbeitet eine Gemeindearbeiterin, die sich im Auftrag der CBM um Binnenflüchtlinge kümmerte. Sie bemerkte, wie Marc Jerry seine Großmutter mit einem Stock durch das Dorf führte und sprach die beiden an. Esther reagierte skeptisch, denn sie konnte sich eine Operation nicht leisten. Doch die Gemeindearbeiterin versicherte ihr, dass sie sich keine Sorgen machen müsse. Sie überwies Esther an eine Augenklinik, in der Operationen von CBM-Spenderinnen und -Spendern bezahlt werden, wenn die Betroffenen kein Geld haben.
Esther nach ihrer erfolgreichen Katarakt-OP. Foto: CBM
Am Tag der Operation betete Esther, dass sie wieder sehen könne, dass die Unruhen in ihrer Heimat aufhören würden und dass sie eines Tages zurückkehren könne. Als Esther nach der Kataraktoperation die Augen öffnete, waren sie sofort mit Freudentränen gefüllt. Sie kann wieder sehen. Esthers Schicksal zeigt, wie wichtig Unterstützung und eine solide Finanzierung sind, um das Leben von Vertriebenen zu verbessern.