Lancet-Kommission: Auch Sehverlust begünstigt Demenz

In ihrem aktualisierten Demenz-Report fasst die Lancet-Kommission neue Erkenntnisse zur Prävention der Erkrankung zusammen. Zu den 12 bereits bekannten Risikofaktoren sind zwei weitere hinzugekommen: ein hoher LDL-Cholesterinspiegel und unbehandelter Sehverlust.

Bild: David Matos / Unsplash
Bild: David Matos / Unsplash

Der Report fasst die neuen Forschungsergebnisse seit dem Bericht aus dem Jahr 2020 zusammen. Bislang hatte die Kommission diese 12 Risikofaktoren für eine Demenz identifiziert: geringere Bildung, Kopfverletzungen, körperliche Inaktivität, Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, Bluthochdruck, Fettleibigkeit, Diabetes, Hörverlust, Depressionen, seltene soziale Kontakte und Luftverschmutzung.

Sehkraftverlust wurde nicht als Risikofaktor betrachtet, doch Meta-Analyse von prospektiven Kohortenstudien legen jetzt nahe, dass doch Zusammenhänge zwischen schlechtem Sehen und der Entwicklung einer Demenz bestehen. Die Mechanismen, die hinter diesen Assoziationen stehen, könnten mit einer Grunderkrankung zusammenhängen, wie z. B. Diabetes; mit dem Sehverlust selbst, wie es ein möglicher Effekt der Kataraktoperation nahelegen könnte, oder mit gemeinsamen neuropathologischen Prozessen in der Netzhaut und im Gehirn.

Eine koreanische Längsschnittstudie mit einer Krankenversicherungsdatenbank an 6 029 657 Personen berichtete, dass das Demenzrisiko mit dem Schweregrad des Sehverlusts anstieg, was die Hypothese stützt, dass der Sehverlust an sich kausal sein könnte oder dass es einen Dosis-Wirkungs-Effekt auf einen gemeinsamen kausalen Faktor gibt.

Eine Studie über die Zusammenhänge zwischen diabetischer Retinopathie und Demenz ergab, dass der Zusammenhang zwischen Retinopathie und Demenz auch nach Anpassung an den Schweregrad des Diabetes, gemessen am Langzeit-Blutzuckerwert und der Nierenfunktion, nach mehr als 5 Jahren diabetischer Retinopathie bestehen blieb.

Es gibt immer mehr Belege für einen Zusammenhang zwischen unbehandeltem Sehverlust und Demenzrisiko und einer möglichen Veränderung durch eine Behandlung. Sie habe daher Sehkraftverlust als Risikofaktor in ihre Analyse aufgenommen, so die Kommission. Die Behandlung des Sehverlusts – so ihr Fazit – bietet eine offensichtliche Möglichkeit zur Demenzprävention.

Zur Originalarbeit: Dementia prevention, intervention, and care: 2024 report of the Lancet standing Commission