Explosiver Neujahrgruß: Augenverletzungen durch professionelles Feuerwerk verhindern

Bunte Silvesterraketen und Böllerschüsse gehören in Deutschland zum neuen Jahr dazu. „Oft ist es den Menschen nicht bewusst, welche folgenschweren Gefahren von Silvesterfeuerwerk ausgehen können“, sagt Daniel Pleger, 1. Vorsitzender des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA). Denn die bunten Knallkörper können wortwörtlich ins Auge gehen.

© Pexels / Giorgio Paradisi
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In Kooperation mit der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) sensibilisiert der Verband seine Mitglieder sowie die Bevölkerung und plädiert für eine Einschränkung privaten Feuerwerks.

 Rund 180 Millionen Euro Umsatz wurden jeweils im Jahr 2022 und 2023 mit dem Feuerwerksverkauf zum Jahresende generiert. Die Deutschen wollen zu Silvester nicht auf ihr Feuerwerk verzichten. Das hat Folgen: Die DOG verzeichnete in ihrer jährlichen Klinikumfrage zum letzten Jahreswechsel 781 Personen mit feuerwerksbedingten Augenverletzungen. „Wir haben uns damit auf einem deutlich höheren Verletzungsniveau eingependelt als in der Vor-Covid-Zeit“, konstatiert Professor Dr. med. Ameli Gabel-Pfisterer, Leitende Oberärztin für Augenheilkunde am Klinikum Ernst von Bergmann in Potsdam. In den Jahren vor der Pandemie wurden durchschnittlich 500 Augenverletzungen im Zusammenhang mit Feuerwerk gemeldet. 

Geliebte Tradition – unbekannte Gefahren

In den Pandemiejahren 2020 und 2021 führte ein bundesweites Verkaufsverbot von Feuerwerkskörpern zu einem drastischen Rückgang der Augenverletzungen. „Die wieder ansteigende Anzahl der gemeldeten Verletzungen ist besorgniserregend und spiegelt auch die Erfahrungen in den Praxen und Kliniken wider“, so der BVA-Erste. „Jedes Jahr sehen wir in den Kliniken und Praxen Menschen, die in der Silvesternacht an den Augen verletzt werden und dann ein Leben lang unter den Folgen leiden. Zumeist stellen wir Verbrennungen der Haut um die Augen und Verletzungen der Horn- oder Bindehaut fest. Aber auch Prellungen des Augapfels kommen häufig vor. Wird dabei der vordere oder der hintere Augenabschnitt geschädigt, kann es zu einem irreparablen Sehverlust kommen.“ Das sind zum einen persönliche folgenschwere Schicksalsschläge; zum anderen überlasten feuerwerkbedingte Unfälle zusätzlich Praxen und Kliniken.

Doch nicht nur wer selbst Böller, Raketen oder Batterien anzündet, ist gefährdet. Beim vergangenen Jahreswechsel waren mehr als die Hälfte, rund 60 % der Verletzten, Unbeteiligte. „Diese Betroffenen waren einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort und wurden völlig unerwartet zum Teil schwer verletzt“, so Gabel-Pfisterer.

 Feuerwerk professionalisieren

Die beiden Organisationen BVA und DOG stellen ihren Mitgliedern Plakate zur Verfügung, mit denen auf die Risiken von Feuerwerk hingewiesen wird und so die Patientinnen und Patienten für den bewussten Umgang mit Pyrotechnik sensibilisiert werden. Doch der BVA nimmt auch die Politik in die Pflicht: „In der Vergangenheit hat die coronabedingte Regulierung des Feuerwerkverkaufs zu weniger Augenverletzungen zum Jahreswechsel geführt. Eine erneute Einschränkung von privatem Feuerwerk würden wir daher begrüßen“, so Pleger. „Beispielsweise durch zentriertes, professionell organisiertes Feuerwerk in den Städten und Kommunen. Das würde nicht nur unserer Umwelt und den Tieren zugutekommen. Es könnte zahlreiche Menschen vor ernsten Schäden wie dem Verlust des Augenlichts bewahren und gleichzeitig die überlasteten Kliniken und Praxen schützen.“