Britische Studie: Feinstaub erhöht AMD-Risiko
Alter, Rauchen, erbliche Vorbelastung, Diabetes mellitus – all diese Faktoren steigern das Risiko, an einer altersbedingten Makuladegeneration (AMD) zu erkranken. Jetzt hat ein Forschungsteam vom Institute of Ophthalmology am University College London eine Studie veröffentlicht, die darauf hindeutet, dass auch eine erhöhte Feinstaubbelastung in der Luft AMD-Erkrankungen begünstigt.
Bereits 2019 wies eine Studie aus Taiwan darauf hin, dass Schadstoffe in der Luft die Augen nachhaltig schädigen können. Sie fokussierte sich auf Stickstoffdioxid (NO2) und Kohlenmonoxid (CO), die unter anderem in Autoabgasen enthalten sind. Daten aus einem Zeitraum von 11 Jahren zeigten: Menschen, die in den Regionen mit der höchsten NO2- bzw. CO-Konzentration in der Luft leben, haben ein fast doppelt so hohes AMD-Risiko. Bei Menschen über 50 Jahren, die in Ländern mit hohem Einkommen leben, ist AMD die Hauptursache für irreversible Erblindung. Die Zahl der Betroffenen wird bis zum Jahr 2040 auf voraussichtlich 300 Millionen steigen.
Jetzt zeigt ein Forschungsprojekt des Teams um Prof. Paul Foster vom Institute of Ophthalmology am University College London, dass auch die Feinstaubbelastung der Luft mit einem erhöhten AMD-Risiko einherzugehen scheint. Die Forscherinnen und Forscher fanden heraus, dass die Bewohner der Gebiete mit der schlechtesten Luftqualität ein um mindestens 8 % höheres Risiko haben, an AMD zu erkranken – so das Ergebnis ihrer im British Journal of Ophthalmology veröffentlichten Studie.
Das Team griff dabei auf Informationen der UK Biobank zurück. Ausgewertet wurden die Daten von Personen, die zu Beginn der Studie im Jahr 2006 zwischen 40 und 69 Jahre alt waren und keine Augenprobleme hatten. Bei 52.602 Studienteilnehmern wurden dann per OCT strukturelle Veränderungen in der Dicke der Retina und/oder der Anzahl der Lichtrezeptoren untersucht.
Die Ergebnisse dieser OCTs setzte das Forschungsteam mit der Luftverschmutzung am Wohnort der Teilnehmer in Beziehung. Das Resultat: Eine höhere Feinstaub- sowie Stickoxidbelastung ging mit einem dünneren retinalen Pigmentepithel einher. Dagegen waren die Schicht mit den Außensegmenten der Photorezeptorzellen, die das Licht auffangen, und die Schicht mit den Innensegmenten, wo die erste Weiterleitung der neuronalen Signale erfolgt, verdickt.
Das retinale Pigmentepithel ist unter anderem für den Erhalt der Photorezeptoren zuständig. Hier werden Stoffwechselschlacken abgebaut und über die retinalen Blutgefäße entsorgt. Bei Funktionsstörungen können sich in dieser Schicht Ablagerungen bilden, die bei der Augenuntersuchung als Drusen sichtbar werden und als frühes Kennzeichen der AMD gelten. Die Verdickung der anderen Schichten lässt sich ebenfalls als Folge eines gestörten Stoffwechsels deuten.
Die Forscher weisen darauf hin, dass ihre Ergebnisse die Resultate anderer Studien bestätigen. Sie gehen davon aus, dass aus Luftverschmutzung resultierender oxidativer Stress mit AMD in Verbindung gebracht werden kann. "Eine höhere Belastung durch Luftverschmutzung war mit strukturellen Merkmalen der AMD verbunden“, so die Erstautorin der Studie Dr. Sharon Chua. „Dies könnte darauf hindeuten, dass eine höhere Luftverschmutzung die Zellen anfälliger für nachteilige Veränderungen macht und das AMD-Risiko erhöht.“
Quellen:
Deutsches Ärzteblatt
British Journal of Ophthalmology
University College London
Journal of Investigative Medicine (JIM)