Genussvolle Prävention: Hilft Rotwein gegen Katarakt?
Eine in Ophthalmology, der Zeitschrift der American Academy of Ophthalmology, veröffentlichte Beobachtungsstudie legt nahe, dass geringer bis mäßiger Rotweinkonsum das Risiko einer Kataraktoperation senkt.
Die Studie wurde von einem Team des NIHR Biomedical Research Centre am Moorfields Eye Hospital und dem Institute of Ophthalmology des University College London durchgeführt. Sie wollte den widersprüchlichen Ergebnisse früherer Studien zum Thema Alkohol und Grauer Star auf den Grund gehen. Denn während einige Studien feststellten, dass es keinen Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Katarakt gibt, ermittelten andere ein erhöhtes Risiko bei hohem Alkoholkonsum.
Dabei handelt es sich um die bislang größte Studie ihrer Art. Sie stützte sich auf Daten von mehr als 490.000 Personen aus den Kohortenstudien UK Biobank und EPIC-Norfolk. Deren Teilnehmer liefern ihr ganzes Leben lang detaillierte Informationen zu Gesundheit und Lebensstil. Aufgrund der großen Mengen an verknüpften Daten, die sich über lange Zeiträume erstrecken, gelten diese Studien gerade im Hinblick auf die Zusammenhänge zwischen Umwelt- und Lebensstilfaktoren und der Entwicklung von Erkrankungen als besonders aussagekräftig.
Die Forscher stellten fest, dass sich Menschen, die Alkohol unterhalb der in Großbritannien empfohlenen wöchentlichen Höchstgrenze konsumierten – das sind bis zu 14 Einheiten, d.h. 14 cl, pro Woche – mit geringerer Wahrscheinlichkeit einer Kataraktoperation unterziehen mussten. Die signifikanteste Reduzierung wurde mit Wein in Verbindung gebracht: So hatten Teilnehmer, die fünf oder mehr Mal pro Woche Wein tranken, in der EPIC-Norfolk-Studie eine um immerhin 23 % geringere Wahrscheinlichkeit, sich einer Kataraktoperation unterziehen zu müssen, als Nichttrinker. In der UK Biobank-Studie waren es 14 %. Dagegen hatten Teilnehmer mit einem hohen Konsum von Bier, Cider oder hochprozentigen Spirituosen kein signifikant verringertes Risiko.
Die Autoren der Studie kommen zu dem Schluss, dass ein geringer bis mäßiger Konsum von Alkohol und insbesondere von Wein das Risiko, eine schwere Katarakt zu entwickeln, zu senken scheint. Sie unterstreichen jedoch, dass ihre Ergebnisse noch keinen Beweis für einen kausalen Zusammenhang zwischen Alkohol und einem verringerten Risiko liefern und dass auch andere Faktoren die Ergebnisse beeinflussen könnten.
Doch Dr. Sharon Chua, Erstautorin der Studie, kommentiert: "Die Entstehung einer Katarakt könnte auf eine allmähliche Schädigung durch oxidativen Stress während des Alterns zurückgeführt werden. Die Tatsache, dass unsere Ergebnisse bei Weintrinkern besonders deutlich waren, könnte darauf hindeuten, dass Polyphenol-Antioxidantien, die ja im Rotwein besonders reichlich vorhanden sind, eine gewisse Schutzfunktion ausüben."
Quellen:
Biomedical Research Centre
Ophthalmology