Masquerade-Syndrom – häufig unerkannte und schwierig zu diagnostizierende Tumoren
Klinische Zeichen primärer und sekundärer onkologischer Erkrankungen sind oft schwer zu erkennen. PD. Dr. med. Vinodh Kakkassery über das okuläre Masquerade-Syndrom.
Als visuelles Fach lebt die Augenheilkunde von der Einschätzung klinischer Befunden an den Adnexen des Auges, im vorderen Augenabschnitt und im hinteren Augenabschnitt. Mittels Spaltlampe und Funduskopie werden Befunde am Auge entdeckt, die zum Teil nur 2 mm dick sind und daher anders, auch z.B. mit einer Bildgebung, nicht detektierbar sind. Hintern dem Begriff Masquerade-Syndrom versteckt sich u.a. häufig die Situation eines klinisch schwer einschätzbaren Befundes, der im Nachgang oder mit einer deutlichen Verzögerung als Tumor diagnostiziert wird. Die Behandlung verspätet sich, was aufgrund des Fotschreitens der Erkrankung durchaus fatal sein kann.
Ein prominentes Beispiel ist das primäre vitreoretinale Lymphom, welches häufig mit einem primären ZNS Lymphom assoziiert ist. Patienten mit dieser malignen hämato-onkologischen Erkrankung ähneln dem klinischen Bild einer Uveitis. Sie werden deshalb häufig als inflammatorische Erkrankung fehleingeschätzt und somit übersehen. Gerade sehr spezielle klinische Zeichen wie Kettenbildung der Zellen im Glaskörper oder subretinale Tumorzellansammlungen, nachgewiesen im OCT, können dann der entscheidende Fingerzeig sein, um dem Masquerade-Syndrom „auf die Schliche“ zu kommen [1]. Aber auch Metastasen von soliden Tumoren wie einem Bronchialkarzinom können untypisch auftreten und auch als Erstdiagnose, anstatt als Aderhautprozess, als Glaskörperinfiltation und als Vorderkammerhypopyon erscheinen[2].
Essentiell für den Augenarzt ist von daher ein fundiertes Wissen zum Thema Augentumoren. Nur damit können die klinischen Zeichen von primären und sekundären onkologischen Erkrankungen erkannt und die weiteren wichtigen Schritte einzuleiten werden.
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Wissenschaftliche Leitung: PD Dr. med. Vinodh Kakkassery
Literatur
1. Zschoche, M.E., S.; von Bubnoff, N.; Ranjbar, M.; Grisanti, S.; Heindl, L.M.; Fend, F.; Adamietz, I.A.; Kakkassery, V., Augenbefall und Systemerkrankung – periokluäre und intraokuläre Lymphome. Der Onkologe, 2020. 26: p. 1056–1064.
2. Wunderlich, M.I., et al., [Unusual masquerade of an ocular carcinoma metastasis]. Ophthalmologe, 2016. 113(8): p. 690-3.