Retina-Organoide – Transdisziplinäres Forschungsprojekt der Universität Bonn ausgezeichnet
Der Transdisziplinäre Forschungsbereich „Leben und Gesundheit“ der Universität Bonn hat einige seiner Mitglieder mit dem zweijährlich vergebenen internen Forschungspreis belohnt. Für ihre innovativen Ansätze erhalten die Projektteams eine Anschubfinanzierung von jeweils 50.000 Euro. So auch ein Team, dass die Erzeugung von Organoiden der menschlichen Retina vorantreibt.
Welche Mechanismen liegen Netzhauterkrankungen zugrunde? Um dieser Frage nachzugehen, entwickeln der Biotechnologe Prof. Dr. Volker Busskamp und die Immunologin Prof. Dr. Elvira Mass in ihrem gemeinsamen Projekt sogenannte Retina-Organoide. Dabei handelt es sich um kleine Stücke von Netzhautgewebe, die aus Stammzellen hergestellt werden und Organen nachgestellt sind. Komplexe Mechanismen wie das Zusammenspiel von Zellen im gesunden und kranken Zustand lassen sich auf diese Weise gut untersuchen; die gewonnenen Erkenntnisse sind grundlegend, um Therapien zu entwickeln. Die bisherigen Organoide der Netzhaut verfügen jedoch über kein Gefäßsystem und enthalten keine Immunzellen wie Mikroglia – die im Gehirn ansässigen Makrophagen. Da solche Organoide einem embryonalen Gewebe entsprechen, eignen sie sich nicht, um altersbedingte Krankheiten wie die altersbedingte Makuladegeneration nachzustellen.
Endothel- und Mikrogliazellen aus menschlichen Stammzellen generieren
Daher bringen die beiden Forschenden nun ihre Expertisen zusammen. Volker Busskamp ist darauf spezialisiert, mithilfe von Stammzellen Netzhautdegenerationen zu untersuchen, Elvira Mass ist Expertin für Immunologie und untersucht speziell Makrophagen, zu denen die Mikroglia zählen. Das Team möchte Endothel- und Mikrogliazellen aus menschlichen Stammzellen in wachsenden Netzhaut-Organoiden generieren, was zu einer funktionierenden Nährstoff- und Sauerstoffversorgung der inneren Gewebeteile führt. Die Forschenden sind sich sicher: Klappt der Ansatz, kann er nicht nur die Erzeugung von Organoiden der menschlichen Netzhaut vorantreiben, sondern auch dabei helfen, andere Organoidmodelle mit Gefäßen und Immunzellen zu entwickeln.
Transdisziplinärer Forschungsbereich „Leben und Gesundheit“
Große gesellschaftliche Herausforderungen und die damit zusammenhängenden komplexen Fragen kann keine wissenschaftliche Disziplin allein beantworten. Ein Gedanke, den die Universität Bonn im Zuge der Exzellenzförderung vor zweieinhalb Jahren zum Anlass nahm, sechs uniweite sogenannte Transdisziplinäre Forschungsbereiche (Transdisciplinary Research Areas, TRA) mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten einzurichten.
Für besonders innovative Ideen vergibt die TRA „Leben und Gesundheit“ bereits zum zweiten Mal Forschungspreise. „Die von uns ausgezeichneten Projekte unterstreichen das hohe Innovationspotenzial unseres wissenschaftlichen Schwerpunkts. Forscher aus verschiedenen Fachrichtungen bringen ihre Expertisen ein, um gemeinsam biomedizinischen Fragestellungen nachzugehen, deren Beantwortung nachhaltig in die Gesellschaft wirken kann“, betont Prof. Dr. Waldemar Kolanus, einer der beiden Sprecher des Transdisziplinären Forschungsbereichs „Leben und Gesundheit“.
Quelle: Universität Bonn